Viele interessierte Zuhörer bei der Autorenlesung in der EBR
Autorenlesung: "Stauffenberg. Mein Großvater war kein Attentäter" an der EBR
Am 22.02.2024 war im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum EugenBolzRaum die Enkelin von Claus Schenk Graf von Stauffenberg zu Gast in der Aula der Eugen-Bolz-Realschule.
In der vollbesetzten Aula las die Enkelin Sophie von Bechtolsheim aus ihrem Buch über den berühmten Widerstandskämpfer vor. Eindrucksvoll, persönlich und absolut fesselnd erläuterte sie den Menschen „Stauffenberg“, der als berühmtester Vertreter des militärischen Widerstandes gegen Hitler gilt. Sophie von Bechtolsheim ist Historikerin und Kommunikationswissenschaftlerin. Sie lebt und arbeitet als Mediatorin in Oberbayern, setzt sich zudem für den Täter-Opfer-Ausgleich ein und ist stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung 20. Juli 1944.
Bald wurde deutlich, welch humorvoller, dem Leben zugeneigter und zugleich verantwortungsbewusster Mensch ihr Großvater war. Er hatte Charisma, ohne überheblich zu sein. Seine Zeitzeugen beschrieben ihn als umgänglich, zuverlässig und stets offen für andere. Er war Neuem ebenso aufgeschlossen, wie er werteorientierte Traditionen achtete. Auf Grund seiner Familientradition war er beim Militär und machte dort bald Karriere. Als er aber nach und nach erkannte, was Nationalsozialismus wirklich bedeutete, schloss er sich dem Widerstand an und war bereit, sein Leben dafür zu riskieren.
Genauso wichtig ist die Großmutter. Klug, selbstbewusst und mit enormer Charakterstärke begleitete sie den Widerstand ihres Mannes, überlebte nach dem gescheiterten „Attentat“ durch ihre innere Stärke die nationalsozialistische Einzelhaft und baute danach ihre Familie wieder auf.
„Stauffenberg. Mein Großvater war kein Attentäter“. Diesen Titel trägt ihr Buch zu Recht. „Seine Geisteshaltung, seine Motive, seine Lebensleistung zusammenzuschnüren und sein ganzes Leben auf die Tat am 20. Juli 1944 hin auszurichten, wird ihm nicht gerecht." Die Stauffenbergs waren eine Familie, die sich für den Rechtsstaat einsetzten. Sie waren und sind bis heute überzeugt: Nur wenn Rechtsstaatlichkeit herrscht, wenn alle - insbesondere die Mächtigen - sich an die gemeinsamen Regeln halten, können Freiheit, Würde und Menschlichkeit in einer Gesellschaft verwirklicht werden.
Der Mensch „Stauffenberg“ - kein Attentäter im heutigen Sinne, sondern ein Mensch, der besonnen Verantwortung übernahm, wenn werteorientiertes Recht gebrochen, mit Füßen getreten und abgeschafft wird.
Nach zwei Stunden schaute Sophie von Bechtolsheim zufällig auf die Uhr und merkte, dass die Zeit schon vorbei ist. Den Zuhörern war die fortgeschrittene Zeit gar nicht aufgefallen.